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2024-09-25

Die Geschichte des Segelschiffs “Peking” – Von den Weltmeeren nach Hamburg

Die Geschichte des Segelschiffs “Peking” – Von den Weltmeeren nach Hamburg

Eingebettet in die Geschichte der maritimen Handelsrouten und des Seehandels steht die „Peking“ als eines der beeindruckendsten Segelschiffe ihrer Zeit. Als imposanter Viermastbark war sie einst das Rückgrat des deutschen Handels und ist heute ein lebendiges Denkmal für die Ära der Windjammern. In diesem Blogbeitrag nehmen wir Sie mit auf eine Reise durch die bewegte Geschichte der „Peking“ – von ihren Anfängen im Jahr 1911 bis zu ihrer triumphalen Rückkehr nach Hamburg im Jahr 2020.
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Die Geburt der „Peking“ – Eine Zeit der Segelschifffahrt
Die „Peking“ wurde im Jahr 1911 in der renommierten Hamburger Werft Blohm & Voss gebaut. Die damalige Ära war geprägt von dem Wettbewerb zwischen Segelschiffen und den aufkommenden Dampfschiffen. Während Dampfschiffe bereits zunehmend den globalen Seehandel dominierten, hielten Segelschiffe weiterhin ihre Position, insbesondere auf Langstreckenrouten, die von günstigen Winden und niedrigen Betriebskosten profitierten.

Die „Peking“ war eines von 82 sogenannten „Flying P-Linern“, einer Serie von schnellen und robusten Frachtschiffen, die von der Reederei F. Laeisz in Hamburg in Auftrag gegeben wurden. Diese Schiffe waren berühmt für ihre Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Namensgebend war die Tradition der Reederei, ihre Schiffe mit Namen beginnend mit dem Buchstaben „P“ zu taufen. Die „Peking“ war neben ihren Schwesterschiffen wie der „Passat“, der „Pommern“ und der „Padua“ eines der prestigeträchtigsten Segelschiffe dieser Flotte.

Der Salpeterhandel und die „Peking“ als Arbeitspferd
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war eine der Hauptrouten für die „Peking“ und andere Flying P-Liner die Fahrt nach Chile, um Salpeter zu transportieren. Salpeter war ein bedeutender Rohstoff für die Herstellung von Düngemitteln und Sprengstoff und wurde in großen Mengen aus den Minen Nordchiles exportiert. Die „Peking“ war perfekt für diese gefährliche, aber lukrative Route geeignet, die oft Kap Hoorn umschloss, einem der gefährlichsten Seegebiete der Welt.

Die Segelschiffe, die die „Rund um Kap Hoorn“-Fahrten machten, standen im Ruf, extrem widerstandsfähig und robust zu sein, und die „Peking“ war da keine Ausnahme. Diese Fahrten waren langwierig, gefährlich und anstrengend für die Mannschaften, die oft mit den extremen Wetterbedingungen des Südatlantiks zu kämpfen hatten. Gewaltige Stürme, enorme Wellen und Eiseskälte machten das Leben an Bord hart, doch die „Peking“ meisterte diese Herausforderungen mit Bravour.

Kap Hoorn – Die gefährliche Route
Einer der legendärsten Abschnitte der „Peking“-Reisen war die Passage von Kap Hoorn. Kap Hoorn, an der südlichsten Spitze Südamerikas gelegen, war bekannt für seine unberechenbaren und brutalen Winde, starken Strömungen und gefährlichen Felsen. Schiffe, die diese Route passierten, benötigten nicht nur ein starkes Design, sondern auch eine erfahrene und mutige Besatzung.

Ein besonderes Ereignis in der Geschichte der „Peking“ fand im Jahr 1929 statt. Auf einer ihrer letzten großen Handelsfahrten geriet sie in einen gewaltigen Sturm rund um Kap Hoorn. Dieser Sturm war so mächtig, dass der erste Maat sich in die Takelage begeben musste, um die Segel zu sichern, während das Schiff gefährlich schwankte. Das Ereignis prägte die Seeleute und machte die „Peking“ zu einer Legende unter den „Kap-Hoorniern“ – jenen Seefahrern, die dieses berüchtigte Kap erfolgreich umrundet hatten.

Das Ende der Handelsära für die „Peking“
Mit der zunehmenden Dominanz der Dampfschiffe und der Verfügbarkeit von synthetischem Dünger ging die Nachfrage nach den Salpeterfahrten zurück. Für die „Peking“ bedeutete dies das Ende ihrer Karriere als Frachtschiff. 1932 machte sie ihre letzte Handelsfahrt und wurde danach außer Dienst gestellt. Die meisten Segelschiffe dieser Ära wurden verschrottet oder durch moderne Schiffe ersetzt, aber das Schicksal der „Peking“ sollte anders verlaufen.

Ein neues Kapitel in Amerika – Die „Peking“ als Schulschiff
Im Jahr 1933 begann ein neues Kapitel für die „Peking“, als sie nach Großbritannien verkauft wurde und als stationäres Schulschiff für die Shaftesbury Homes and Arethusa Training Ship Foundation diente. Unter dem Namen „Arethusa“ bildete das Schiff in den folgenden Jahrzehnten junge Seeleute aus und lehrte sie die Disziplin und Fähigkeiten der Seefahrt.

Während dieser Zeit wurde das Schiff zwar umgebaut und an seine neue Rolle angepasst, behielt aber dennoch seine majestätische Silhouette und seinen einzigartigen Charakter. Für viele junge Männer, die an Bord der „Peking“ als Kadetten ausgebildet wurden, war das Schiff ein Sprungbrett in eine Karriere bei der Marine oder der Handelsflotte. Die „Peking“ blieb in dieser Rolle bis 1974, bevor sie erneut eine Veränderung erlebte.

Die Rückkehr nach Deutschland – Ein Hoffnungsschimmer
In den 1970er Jahren war das Interesse an historischen Segelschiffen als Kulturgut und touristische Attraktion gewachsen. So wurde die „Peking“ 1975 von der South Street Seaport Museum in New York gekauft und restauriert, um als Museums- und Ausstellungsschiff im Hafen von Manhattan zu dienen. Hier wurde sie zu einem Symbol der maritimen Geschichte und zog zahlreiche Touristen an, die einen Einblick in die Vergangenheit der Windjammern und der Hochseefahrten gewinnen wollten.

Obwohl das Schiff in New York bewundert wurde, war es in einem zunehmend schlechten Zustand. Die salzige Meeresluft und der Zahn der Zeit setzten der „Peking“ zu, und so geriet sie in den 1990er Jahren zunehmend in Vergessenheit. Viele befürchteten, dass das stolze Schiff bald verschrottet werden würde, doch erneut sollte das Schicksal der „Peking“ eine positive Wendung nehmen.

Der Weg zurück nach Hamburg – Die Rettung der „Peking“
Ein neuer Hoffnungsschimmer für die „Peking“ erschien im Jahr 2015, als der Hamburger Senat beschloss, das Schiff nach Deutschland zurückzubringen und es zu restaurieren. Es war ein bedeutendes Projekt, das viel Unterstützung von öffentlichen und privaten Initiativen erhielt. Die „Peking“ war schließlich nicht nur ein Symbol der deutschen maritimen Geschichte, sondern auch ein wichtiges kulturelles Erbe Hamburgs.

Im Jahr 2017 wurde die „Peking“ nach Deutschland zurückgeführt, allerdings in einem Zustand, der weit von ihrem früheren Glanz entfernt war. In einer aufwendigen Restaurierungsaktion wurde das Schiff in der Peters Werft in Wewelsfleth komplett überholt. Dabei legten die Restauratoren großen Wert darauf, das Schiff so originalgetreu wie möglich wiederherzustellen. Von der Takelage über die Holzkonstruktion bis hin zu den historischen Details wurde die „Peking“ in mühevoller Arbeit erneuert, um ihren früheren Glanz wiederherzustellen.

Die feierliche Rückkehr nach Hamburg – Ein symbolisches Ereignis
Im September 2020 war es endlich soweit: Die „Peking“ kehrte triumphal nach Hamburg zurück. Die feierliche Ankunft des frisch restaurierten Schiffs war ein bedeutendes Ereignis für die Stadt und für die vielen Menschen, die die Geschichte der „Peking“ verfolgten. Unter den Augen von Tausenden begeisterten Zuschauern wurde die „Peking“ im Hafen von Hamburg willkommen geheißen, wo sie seitdem als schwimmendes Museum liegt.

Die Rückkehr der „Peking“ nach Hamburg war mehr als nur die Heimkehr eines alten Segelschiffs. Sie symbolisierte die Wiederbelebung eines wichtigen Teils der deutschen Seefahrtsgeschichte und diente als Erinnerung an die Zeiten, in denen Hamburg als einer der wichtigsten Häfen der Welt eine Schlüsselrolle im globalen Seehandel spielte. Heute ist die „Peking“ nicht nur ein historisches Monument, sondern auch eine Touristenattraktion, die Besucher aus aller Welt anzieht, um die Faszination der Windjammern hautnah zu erleben.

Ein lebendiges Denkmal der Seefahrt
Die „Peking“ ist heute mehr als ein restauriertes Segelschiff. Sie ist ein lebendiges Denkmal der Seefahrtsgeschichte und ein Symbol für die Herausforderungen und Errungenschaften der Seeleute vergangener Jahrhunderte. Als Teil der Stiftung Hamburg Maritim dient das Schiff jetzt als Museumsschiff und gibt Besuchern einen faszinierenden Einblick in das Leben und Arbeiten an Bord eines Segelschiffs zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Für viele Hamburger und Liebhaber maritimer Geschichte ist die „Peking“ ein Symbol für den Stolz und die Traditionen der Stadt. Sie steht für den unermüdlichen Geist der Entdecker und Kaufleute, die mit Mut und Entschlossenheit die Weltmeere befuhren. Ihre Rückkehr nach Hamburg war nicht nur ein emotionaler Moment für die Stadt, sondern auch ein Zeugnis der Hingabe, mit der dieses kulturelle Erbe bewahrt wurde.

Admin - 15:38:59 @ Sehenswürdigkeiten | Kommentar hinzufügen